Start » Magazin » Karpaltunnelsyndrom: Wenn der Nerv unter Druck steht – Tipps und Möglichkeiten
Magazin

Karpaltunnelsyndrom: Wenn der Nerv unter Druck steht – Tipps und Möglichkeiten

Schmerzende Hände oder ein Kribbeln in den Fingern, welches sich insbesondere nach dem Aufstehen zeigt? Diese Beschwerden können auf eine Erkrankung am Karpaltunnelsyndrom hinweisen. Während das unangenehme Gefühl zu Beginn noch recht schnell verschwindet, kann es bei einer Nichtbehandlung zu chronischen Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder sogar Lähmungen kommen.

Warum 3 bis 10 Prozent der Deutschen am Karpaltunnelsyndrom leiden, wie die Erkrankung richtig diagnostiziert werden kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Karpaltunnelsyndrom – Was ist das?

Beim Karpaltunnelsyndrom (auch KTS oder CTS genannt) handelt es sich um eine anerkannte Berufskrankheit. Besonders hoch ist das Risiko, am Karpaltunnelsyndrom zu erkranken in Jobs, in denen unter großer Anstrengung ständig die gleiche Handbewegung durchgeführt werden muss. Dies kann zum Beispiel bei Kassier- oder Fließbandarbeiten der Fall sein.

Der Karpaltunnel liegt direkt am Handgelenk und wird durch den Handwurzelknochen und das starke Karpalband aus Bindegewebe gebildet, wo er tatsächlich als eine Art „Tunnel“ für sämtliche Sehnen und Nerven dient. Auch der Mittelarmnerv führt aus der Schulter in den Arm und bis durch den Karpaltunnel in die Hand. Dort steuert der Nerv sowohl den Tastsinn als auch die Bewegung der Muskeln.

Vom Karpaltunnelsyndrom ist die Rede, wenn der Karpaltunnel verengt ist und die Sehnen und Nerven – insbesondere der Mittelhandnerv – eingeklemmt oder gequetscht werden. Dies passiert beispielsweise bei bestimmten Handbewegungen oder beim Anschwellen der Sehnenscheiden.

Taubheit & Kribbeln: die häufigsten Symptome

Das Karpaltunnelsyndrom bringt je nach Stadium recht eindeutige Anzeichen und Symptome mit sich, die sehr unangenehm oder sogar schmerzhaft sein können. Tatsächlich bedeutet eine Erkrankung jedoch nicht „nur“ Schmerzen. Langfristig kann es zu einem Verlust des Tastsinns und der Geschicklichkeit kommen.

Typische erste Anzeichen einer Erkrankung am Karpaltunnelsyndrom sind:

  • Kribbeln / Einschlafen der Finger (insbesondere nachts & am Morgen)
  • Eingeschränkter Tastsinn an der Handfläche, am Ring- und Mittelfinger
  • Schnelle Hilfe durch Bewegung / Kühlung der Hände möglich

Ist der Zustand des Karpaltunnelsyndroms fortgeschritten, treten häufig folgende Symptome auf:

  • Schmerzende Hände & Finger (auch tagsüber)
  • Verlust des Tastsinns / der Geschicklichkeit
  • Lähmungserscheinungen & Taubheitsgefühl in den Fingern
  • Eingeschränkte Bewegung & Kraftverlust (besonders im Daumen)

Eine eindeutige Diagnose des Karpaltunnelsyndroms ist für den weiteren Verlauf der Therapie von großer Bedeutung. Statt konservativer Methoden wird bei einer unzureichenden Diagnose oft eine Operation empfohlen. Da einige der Symptome des Karpaltunnelsyndroms jedoch auch bei anderen Erkrankungen wie etwa bei einer Migräne oder dem Raynaud-Syndrom auftreten können, sollte der behandelnde Arzt diese zuvor eindeutig ausschließen können. Welche Methoden hierfür angewandt werden, erfahren Sie nun.

Karpaltunnelsyndrom diagnostizieren lassen

Da es sich beim Karpaltunnelsyndrom um eine Berufskrankheit handelt, sind Ärzte dazu verpflichtet, eine aufwendige Diagnose durchzuführen, um andere Krankheiten ausschließen zu können. Insbesondere bei Diabetikern können ähnliche Symptome wie beim KTS auftreten, obwohl es sich auch um Neuropathie handeln könnte.

Bei der Diagnose werden zunächst verschiedenste Tests wie der Phalen- oder der Karpal-Kompressions-Test durchgeführt. Diese prüfen die Sensibilität am Karpaltunnel sowie die allgemeine Motorik der Hand, insbesondere des Daumens.

Sprechen die Test-Ergebnisse für eine Erkrankung am Karpaltunnelsyndrom, so müssen nun größere Beschädigungen der Nerven sowie eine Arthrose im Daumen ausgeschlossen werden. Hierzu führt der behandelnde Arzt eine Ultraschalluntersuchung der Hand und einzelner Nerven durch. Auch ein MRT (Magnetresonanztomographie) kann zur näheren Veranschaulichung der Nerven eingesetzt werden.

Eine empfohlene Methode zur Überprüfung der Nervenfunktionen ist auch die Elektroneurographie (ENG). Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit überprüft, um etwaige Schäden an Nervenfasern und dem umliegenden Gewebe feststellen zu können.

Ursachen des Karpaltunnelsyndroms

Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Karpaltunnelsyndrom um eine seit 2015 anerkannte Berufskrankheit. Häufig sind insbesondere Fließbandarbeiter, Forst- und Bauarbeiter, Kassierer oder Büro-Mitarbeiter betroffen, da diese ihre Hand sehr stark mit den gleichen Bewegungen belasten. Als Folge schwellen die teils verkürzten Sehnen an und der Handgelenktunnel wird zu eng.

Die Ursachen eines Karpaltunnelsyndroms müssen jedoch nicht immer mit der Berufswahl zusammenhängen. Andere Gründe für einen erhöhten Gewebedruck des Karpaltunnels und für einhergehende Schädigungen des Mittelhandnerven können sein:

  • Schlecht verheilte Brüche oder Verletzungen
  • Wassereinlagerungen
  • Hormonelle Veränderungen
  • Diabetes
  • Arthrose

Konservative Behandlungsmethoden & Schmerzlinderung

Zu Beginn der Erkrankung am KTS lassen sich oft große Erfolge mit konservativer Therapie erzielen. Besonders wenn Schmerzen auftreten, ist es eine große Entlastung, selbst Hand anlegen und Erleichterung schaffen zu können. Erfahren Sie nun, welche Methoden häufig als erfolgversprechende Alternative zur Operation angewandt werden.

Dehnübungen & Faszien-Massagen

Bei Büro-Angestellten kommt es durch die monotonen Handbewegungen häufig zur Verkürzung und zum anschließenden Anschwellen der Sehnen; so gelangt weniger Blut in die Hand und auch die Nervenfunktionen leiden unter dem mangelnden Platz.

Die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht beinhaltet Dehnübungen (Handbeuger) und Massagen, die die Sehnen und Nerven langfristig verlängern, um wieder mehr Platz im Karpaltunnel zu schaffen. Mit Massagekugeln und kleinen Black Rolls werden die Faszien massiert; vor allem Wassereinlagerungen und Durchblutungsstörungen können so effektiv behandelt werden.

Sind die Dehnübungen und Massagen zu schmerzhaft, so sollten Sie diese natürlich nicht in Eigenregie durchführen. Ist dies nicht der Fall können sie jedoch zu einer schnellen Schmerzlinderung und langfristigen Behandlungserfolgen beitragen.

Handgelenksschienen

Auch Handgelenksschienen sowie speziell angefertigte Bandagen helfen bei der Therapie des Karpaltunnelsyndroms. Da die Symptome zu Beginn besonders nachts auftreten, müssen diese Schienen auch nur beim Schlafen getragen werden.

Sie sorgen für eine weitestgehende Ruhigstellung des Handgelenks und dafür, dass Sehnen und Nerven nicht unnötig beansprucht werden. Die Bandagen tragen zur schnelleren Heilung bei und lindern Schmerzen, die durch Bewegung auftreten.

Kortison & abschwellende Medikamente

Auch Kortison wird häufig zur Linderung von Schmerzen durch das Karpaltunnelsyndrom verwendet. Sie sollten sich jedoch im Klaren sein, dass abschwellende Medikamente nur kurze Erleichterung verschaffen und nicht zur dauerhaften Behandlung des KTS geeignet sind.

Außerdem lösen Medikamente solcher Art häufig Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle aus. Bei akuten Beschwerden oder starken Schmerzen kann Kortison jedoch erfolgreiche und schnelle Besserung schaffen, z.B. um Dehnübungen leichter ausführen zu können.

Karpaltunnelsyndrom operativ behandeln lassen

Im frühen Stadium lässt sich das Karpaltunnelsyndrom meist sehr gut mit konservativen Methoden behandeln. Schaffen diese alternativen Möglichkeiten jedoch keine Linderung, so sollten Sie nicht zu lang mit einer Operation warten. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irreparable Schäden an Nerven und Sehnen entstehen, die zu Lähmungen führen können.

Für die chirurgische Therapie gibt es 2 Möglichkeiten: Die offene und die endoskopische Retinakulumspaltung. Bei beiden Methoden wird das Karpalband (Retinakulum), welches über dem Karpaltunnel liegt, durchtrennt und umliegendes Gewebe wird entfernt. Die OP erfolgt meist ambulant unter regionaler Betäubung, eine Vollnarkose ist ebenfalls möglich.

Offene Retinakulumspaltung

Die offene Retinakulumspaltung erfolgt – wie der Name erahnen lässt – am offenen Handgelenk. Hierfür wird ein recht großer Längsschnitt in der Hohlhand gemacht, der später noch als Narbe zu sehen sein wird.

Die offene Retinakulumspaltung wird der endoskopischen Spaltung oft dann vorgezogen, wenn es zuvor bereits Eingriffe gab oder die Beweglichkeit des Handgelenks eingeschränkt ist. Auch bei einer abweichenden Anatomie des Handgelenks kann die offene Retinakulumspaltung sinnvoll sein.

Endoskopische Retinakulumspaltung

Bei der endoskopischen Retinakulumspaltung wird kein so großer Schnitt benötigt wie bei der offenen Methode, allerdings ist sie für kompliziertere Eingriffe weniger geeignet. Schon ein 1 bis 2 cm langer Schnitt direkt an der Beuge des Handgelenks reicht bei dieser Methode aus, um eine kleine Kamera in das Handgelenk zu führen. Der Ablauf der Operation erfolgt nun genauso wie bei der offenen OP.

Welche Risiken können bei einer Operation des KTS auftreten?

Die Risiken einer Karpaltunnelsyndrom-Operation sind bei erfahrenen Chirurgen recht gering – Schwellungen, Blutergüsse oder Infektionen treten so gut wie nie auf. Trotzdem kann es während der OP im schlimmsten Falle zu Risiken kommen. Da Nerven und Sehnen sehr sensibel sind, besteht die Gefahr, dass diese verletzt werden. In seltensten Fällen kann dies zu Langzeitschäden führen.

Bei der endoskopischen Operation kann es außerdem passieren, dass das Karpalband nicht gänzlich durchtrennt wird. Es kann sein, dass ein erneuter Eingriff nötig ist oder dass während der OP zur offenen Methode gewechselt wird.

Die häufigste Nebenwirkung einer KTS-Operation ist allerdings der sogenannte „Schnappfinger“. Durch eine Beschädigung oder das Einklemmen der Sehnenscheide kommt es zu Schmerzen oder Taubheitsgefühlen in nur einem Finger. Diese Nebenwirkung lässt sich durch einen erneuten operativen Eingriff unter Lokalanästhesie behandeln.

Andere Risiken können durch die richtige Nachbehandlung nahezu gänzlich ausgeschlossen werden. Regelmäßige Bewegungsübungen der Hand und einzelner Finger tragen zu einer guten und schnellen Heilung bei. Wie genau Sie sich nach der Karpaltunnelsyndrom-OP verhalten sollten und was Sie beachten müssen, wird Ihr Arzt Ihnen sagen.

Dir gefällt die Seite? Dann gebe hier deine Stimme ab:

Kommentar schreiben

Klicke hier, um einen Kommentar zu schreiben